Du lebst nicht in München vermute ich. Ansonsten würdest du hier etwas fundierter antworten.
Du merkst seit knapp einem Jahr, dass an jeder Ecke Personal im niedrigen Lohnsektor fehlt. Im Nahverkehr fallen Verbindungen aus weil Personal fehlt, die Gastronomie hat mehrere Ruhetage weil Köche und Servicepersonal fehlt, die Müllbetriebe kommen nur noch in längeren Intervallen, Friseure in der Innenstadt schließen reihenweise die Betriebe,…
Von „funktioniert doch alles“ ist man da weit entfernt. Aber natürlich verständlich wenn Leute zum Mindestlohn arbeiten sollen und dann 25€/qm für die 1-Zimmer Wohnung zahlen sollen.
Ich bin zwar generell dabei, dass die Maßnahmen der SPD das ursächliche Problem nicht lösen, aber zumindest kurzfristig die Auswirkungen abfedern. Das Argument hinsichtlich Neubau hier ist absoluter Quatsch. Auch heute ist Neubau von der Mietpreisbremse ausgenommen und Preise können frei gesetzt werden. Darauf haben die Maßnahmen der SPD keinen Einfluss. Es geht viel mehr um Vermieter, die vor 20 Jahren gekauft haben und jetzt auf Kosten der Mieter richtig absahnen wollen. Da trifft es niemanden, der vor kurzem für die Rente einen Neubau zur Vermietung erworben hat
WiWi Gast schrieb am 29.08.2023:
Vorweg: die 3 Jahre machen den Kohl nicht fett. Wird die Miete eben vorher erhöht.
Aber die nach all dem was die Regierung sich schon erlaubt hat noch mal gesteigerte Unsicherheit, weil man die nächste Sau durchs Dorf treibt - das ist das eigentliche Problem. Die Wirtschaft … und doch auch der Konsument! Wollen doch einfach nur eines: verlässliche Rahmenbedingungen und ein gesundes Maß an Verlässlichkeit, Planbarkeit und Kontinuität… so ähm Konservative Politik halt. Na ja. Der Wähler bekommt was er gewählt hat.
Ansonsten:
Ach na ja, die größeren Städte sind was die soziale Durchmischung angeht eh in abnehmendem Maße lebenswert (für mich; keine allgemeine Aussage), da kratzt es mich wenig, wenn jetzt auch die Bausubstanz aus der Nachkriegszeit über die nächsten Jahrzehnte verfällt.
N Altbau wird ja schon jetzt kaum einer nach Umweltstandards renovieren (und dann zu heutigen Nicht-Luxus Marktpreisen vermieten) und wenn zukünftige Mieten das nicht hergeben dürfen, dann macht es keiner mehr. Der Unterschied ist mMn aber marginal.
Und der Neubau: ich hab gar nichts dagegen, dass sich nicht noch mehr moderne 2010- Flachdach-Würfel-moderne Architektur manifestiert. Aber ja, ist doof dass Bauen unrentabel gemacht wird.
Ich denke der Staat wird im nächsten Schritt (2035) wieder große soziale Wohnungsbauprojekte angehen - irgendwo müssen die nicht oder nur mäßig im Arbeitsmarkt integrierten Migranten ja hin in den nächsten Jahren. So wie in den 60er und 70ern und wie damals wird man mit dieser Planwirtschaft sozial und ökonomisch 20-30 Jahre später genauso scheitern. Und dann geht das Spiel von vorne los. Mehr Rufe nach Sozialleistungen für die Abgehängten, mehr Integration mehr Teilhabe. Da ist aber schon 2060 und da juckt mich das schon lange nicht mehr.
Noch kurz zur Parole: aber wenn der Bäcker es sich nicht mehr in München/ FFM /… leisten kann und der Frisör und diese ganzen armen Menschen…
Ja dann wird halt Oldenburg, Kassel, Bamberg oder nennt mir irgendein Mittelzentrum plötzlich lebenswerter weil es da n Frisör und n Metzger mehr gibt. Die Welt ändert sich. Oder die Frisöre (stellvertretend für die ganzen Dienstleister) werden halt teurer (viel teurer) in den großen Städten.
Ich seh aber da Problem nicht recht. In München funktioniert’s doch auch noch. Und die meisten Städte haben noch n weiten Weg bis sie auf Münchner Niveau sind. Da geht also noch einiges. So viele Dienstleister vor Ort braucht man am Ende auch nicht um ne Stadt am laufen zu halten. Und die, die man braucht nehmen offenbar sehr viel in Kauf.
Aber wen braucht man? Der Einzelhandel hat eh nur eine begrenzte Zukunft, Bäckerhandwerk rentiert sich schon wegen der Energiepolitik kaum und Nachwuchs sieht auch schlecht aus. Ergo Bäcker aber auch Metzger und Co —> Rewe etc.
Wenn man die Märkte mal effizienter machen würde (müsste) dann kann man da auch mit wenig Personal auskommen. Oder man muss halt aus der Stadt raus fahren für den Einkauf. Oder lässt es sich liefern.
Und die Polizei und Lehrer … ÖD? Die bekommen das mit AEZ (Ortszuschlag über Mietstufe) schon geregelt. Das sollte dann allerdings über ne Citytax finanziert werden. Na ja.
Solange wir noch leben reicht die Substanz und immer dran denken: bis wir italienische Schuldenstände haben können wir noch einiges an Kohle rausballern.
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